Built in Berlin.

Ein Blick in die Manufaktur der HP4 RACE.

Kann ein Motorradhersteller innerhalb von 14 Monaten eine Rennmaschine in Serie schicken? Er kann. Doch wer die Performance- mit der Produktwelt verbinden möchte, muss Grenzen überwinden. In der Manufaktur des BMW Motorradwerks beginnt ein Rennen gegen die Zeit: HP4 RACE – built in Berlin.

Sie bauen die ganze HP4 RACE Serie im Werk Berlin zusammen (von links): Alexander Fulmek, Süleyman Aktepe und Reiko Petter.

Ein Mechaniker, ein Motorrad, ein Tag. Das ist die Produktionsformel für die HP4 RACE. Drei Exemplare des exklusiven Rennmotorrads werden im BMW Werk Berlin pro Tag gefertigt. Drei Männer sind dafür zuständig: Reiko Petter, Süleyman Aktepe und Alexander Fulmek. Sie wurden unter den etwa 500 Produktionsmitarbeitern der Fahrzeugmontage, die hier im Stammwerk tätig sind, ausgewählt. Wer sie bei ihrer Arbeit beobachten möchte, geht entlang der Fertigungsstraße der RR ans andere Ende der Halle. Ein Rolltor ist gleichzeitig das Tor in eine andere Welt, in die Rennsport Manufaktur, in der es bis auf Weiteres ausschließlich ein Thema gibt: die HP4 RACE.  

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Keine Zeit für Schnell-Schnell

Reiko Petter legt sich den 215-PS-Motor, das Herzstück der HP4 RACE, zurecht.

Überdimensionale Banner des Ausnahmemotorrads ziehen sich über die Wände. Blaue Schilder mit großen, weißen Lettern hängen von der hohen Decke, kennzeichnen die einzelnen Fertigungsschritte der Kleinserie. Reiko Petter ist gerade mit den „Hochzeitsvorbereitungen“ beschäftigt. Vorsichtig hebt er mit der Laufkatze den 215-PS-Motor aus der Gitterbox. Die Kollegen aus der Motormanufaktur haben ihn zuvor von Hand aufgebaut, auf dem Prüfstand abgenommen und verplombt. Reiko montiert Schläuche, Auspuffkrümmer und andere Bauteile, bevor er im nächsten Schritt den Motor mit dem Rahmen verbindet – die sogenannte Hochzeit.

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Der Carbonrahmen wird mit dem Motor verschraubt – die sogenannte Hochzeit.

Flink und hochkonzentriert zieht er mit dem Drehmomentschlüssel die Titanschrauben fest, wirft immer wieder einen prüfenden Blick auf den Monitor, der das richtige Anzugsdrehmoment der Motorhaltebolzen anzeigt. „Alles muss genau passen. Ich bin sehr penibel“, sagt Reiko. „Wir behandeln jedes Motorrad, als wäre es unser eigenes: Es soll sauber verarbeitet sein, gut aussehen und perfekt funktionieren.“ Stolz blickt er auf das Herz seiner heutigen Maschine, die HP4 RACE Nummer 032. Nach und nach bringt er weitere Teile am Rahmen an: Airbox mit Einspritzanlage, Öhlins Upside-down-Gabel Typ FGR 300, Leichtmetall-Unterzugschwinge aus der Superbike-WM. Dann geht das Motorrad auf den Prüfstand.

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Gas geben auf der Rolle

„Jackpot!“, sagt Süleyman Aktepe. „Es macht richtig Spaß, an diesem Rennmotorrad zu arbeiten und es auf der Rolle einzufahren.“

Süleyman Aktepe hat an der Rolle bereits alles vorbereitet. Um die fünf Kilometer legt er mit der HP4 RACE in dem kleinen Raum mit dem großen Schaufenster zurück und kontrolliert dabei sämtliche Funktionen – sowohl am Rechner als auch subjektiv. Bevor das Projekt HP4 RACE Fahrt aufnahm, war Süleyman als Trainer im „Anlauf“ für neue Fahrzeugprojekte tätig und ist somit Spezialist, wenn es darum geht, ein neues Modell aufs Band zu nehmen. Jetzt investiert er sein gesamtes Know-how in den perfekten Aufbau des exklusivsten aller BMW Motorräder. „Jackpot!“, sagt er. „Es macht richtig Spaß, an diesem Rennmotorrad zu arbeiten. Ich stecke viel Energie rein. Weil ich einfach das Beste rausholen will und nur das Beste gut genug ist.“

Diese Einstellung vertritt auch Süleymans Kollege Alexander Fulmek. „Jedes Motorrad wird die Manufaktur fehlerfrei verlassen, sonst würde mir das Herz bluten.“ Alexander, den alle Sascha nennen, hat seine Maschine für die Endkontrolle aufgebockt. Die Verkleidung ist jetzt montiert, die Nummer des limitierten Bikes glänzt im Carbon-Look auf der Gabelbrücke. „Wir kontrollieren jedes Motorrad gemeinsam, und zwar dreimal: vor der Rolle, nach der Rolle und nach dem Finish“, sagt Sascha. „Das ist Teamarbeit und nur so kann es funktionieren. Trotzdem bin ich stolz drauf, sagen zu können: Jede dritte Maschine habe ich gebaut.“

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Zahlen und Fakten

215
PS
999
Hubraum
146
Trockengewicht (kg)
1
1 Mechaniker, 1 Motorrad, 1 Tag

Racing out of the box

„Ein Fahrzeug mit dieser Projektstruktur in 14 Monaten produktionsreif zu machen – das ist Racing“, sagt Montageplaner Michael Weinkauf.

Acht Stunden widmen sich die Mechaniker jeder einzelnen Maschine. Genug Zeit, um der Qualität der hochwertigen Komponenten gerecht zu werden. Und das bei einem Projekt, welches in einer Geschwindigkeit auf die Beine gestellt wurde, das der Performance der HP4 RACE ebenbürtig ist. „Ein Fahrzeug mit dieser Projektstruktur in 14 Monaten produktionsreif zu machen – das ist Racing“, sagt Montageplaner Michael Weinkauf. „Wir vereinen hier Performance und Motorsport mit Planbarkeit und Reproduzierbarkeit.“ 27 neue Lieferanten sind für die Serienproduktion der HP4 RACE hinzugekommen. Viele von ihnen sind Spezialisten aus dem Rennsport. Plötzlich steht die Fertigung hoch individualisierter Einzelstücke den getakteten Produktionsabläufen eines Großkonzerns wie BMW Motorrad gegenüber.

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Die Menschen hinter der HP4 RACE (von links): Alexander Fulmek, Michael Weinkauf, Reiko Petter, Süleyman Aktepe, Christian Gonschor, Reno Reppin und Josef Mächler.

Aber genau das ist der Reiz: ein Kleinstserienmotorrad zu schaffen, das auf die Bedürfnisse des ambitionierten Rennfahrers zugeschnitten ist; das „Racing out of the box“ ermöglicht. Für die Produktion der HP4 RACE im BMW Motorrad Stammwerk Berlin haben sich sowohl Projektleiter Christian Gonschor als auch Produktmanager Josef Mächler und Werksprojektleiter Reno Reppin stark gemacht. „Alles andere wäre eine verpasste Chance“, sagen sie unisono. „Schließlich bauen wir hier das exklusivste und beste BMW Motorrad aller Zeiten.“ Für Reiko, Süleyman und Sascha ist es zugleich ihre persönliche Chance des Lebens. Reiko zieht sich weiße Handschuhe über und montiert die Carbonplakette mit der Seriennummer auf die Gabelbrücke. „Es ist schon ein erhebendes Gefühl, wenn man am Ende des Tages die Nummer draufklebt, die HP4 RACE betrachtet und sich sagt: Haste jut jemacht.“

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Ein Blick in die Manufaktur.

Verfolge die Entstehung der HP4 RACE im BMW Motorrad Werk Berlin.


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