Auf Schatzsuche in einer Garage.
Seit Jahrzehnten restauriert Sebastian Gutsch alte BMW Motorräder. Dabei geht es nicht nur um die Optik. Der Anwalt aus München fährt seine Schätze bei Klassikrennen und war beim Oldtimer-Schaulaufen Concorso d’Eleganza Villa d’Este einer der Ersten, der sich auf die R 5 Hommage setzte. Schließlich stammt der im Bike verbaute Original-Motor aus seiner Sammlung. Nur eine von vielen Raritäten und Geschichten aus seiner Garage.
Motorradpassion im Fahrradladen.
Motorradpassion im Fahrradladen.
Im Museum der BMW Welt in München stehen die bedeutensten Modelle aus 93 Jahren BMW Motorrad. Viele der Motorräder gingen durch die Hände von Sebastian Gutsch. Nach Dienstschluss tauscht der 50-jährige Anwalt die Robe gegen den Blaumann und verschwindet in seiner Werkstatt. Die ist eine wahre Fundgrube für BMW Teile und Gutsch ein Fachmann in der Restaurierung alter BMW Motorräder. Seine Leidenschaft für Klassiker begann, als er den Fahrradladen eines alten Mannes betrat. Gutsch war damals gerade einmal 14 Jahre. Eigentlich zu jung, um sich für alte Mechanik zu interessieren. „Es fasziniert mich, wie all diese Teile zusammenpassen. Ein altes Wrack aus dem Schuppen zu ziehen und zu neuem Leben zu erwecken – das hat etwas Magisches“, sagt Gutsch.
Der Erste mit einem echten Bike.
Der Erste mit einem echten Bike.
Jeden Tag nach der Schule tauchte er in der Werkstatt des Alten auf und werkelte nach Lust und Laune an seinen Mopeds. Denn neben Fahrrädern hatte der alte Herr auch eine große Sammlung uralter Motorräder. „Er war für mich wie ein Großvater. Er brachte mir sehr viel bei – sogar das Schweißen.“ Später erwarb Gutsch dort sein erstes Motorrad. Im Grunde war es mehr ein Tausch. Er überließ seinem „Großvater“ zwei Mopeds und bekam dafür einen Rabeneick Zweitakter. Unendlich stolz war er, denn er war der Erste mit einem echten Motorrad in seiner Schulklasse. Dass das Bike mit seinen sechs PS und 150 Kubik langsamer war als die Mopeds seiner Klassenkameraden, störte ihn nicht. Er war längst vom Motorradvirus infiziert.
Sebastian Gutsch
Nicht wegschmeißen. Reparieren.
Das komplette Motorrad im Kopf.
Zehn Jahre Arbeit an einer Maschine.
Sebastian Gutsch
Für die einen Krempel.
Für die einen Krempel.
Wer in der Vergangenheit von BMW Motorrad stöbert, begibt sich auf eine Schatzsuche: Man weiß nie so recht, was es da draußen noch alles zu entdecken gibt, eingewickelt in alte Decken, vergessen in der staubigen Ecke einer chaotischen Garage. Sebastian Gutsch hat die Hoffnung nicht aufgegeben, irgendwann eine Rennmaschine aus dem Jahr 1935 zu entdecken. Eine Ära, in der BMW Piloten alles gewannen, was es zu gewinnen gab. Gutsch befürchtet, dass die Motorräder möglicherweise alle dem Verlangen nach Ruhm und Ehre zum Opfer gefallen sind, komplett zerstört in den harten Rennen der damaligen Zeit.
Für die anderen Gold.
Für die anderen Gold.
Gutsch gelangte schließlich in den Besitz einer R 5 sowie einer R 68. Er ist sich sicher, dass seine R 5 das original Rennmotorrad von Endre Kozma ist, auf dem dieser die ungarische Meisterschaft gewann. Zur R 68 kam er über einen Freund. Der hatte in Griechenland zufällig eine R 68 erspäht. Ihr Zustand war miserabel. Aber immerhin stand sie zum Verkauf. Gutsch machte sich gleich auf den Weg, mit seinem alten Ford Transit Van. Als er das Motorrad endlich sah, wusste er, dass er Gold gefunden hatte. Heute fährt er damit quer durch Europa, in den Campingurlaub mit Freunden. Hat Sebastian Gutsch also nur alte Motorräder? Tatsächlich ist sein einziges Zugeständnis an die Moderne eine R 80 G/S. Doch selbst diese würden wohl viele Leute als altes Eisen abstempeln.