VÖLLIG LOSGELÖST.
Grenzen überwinden gehörte schon immer zu BMW Motorrad. Die Zukunft der Mobilität steckt voller Überraschungen – das zeigt zumindest der Schwebeboxer. Am Anfang war der Bausatz.
Die LEGO Designer haben Blut geleckt. Sie stürzen sich ins nächste Abenteuer. Die Dänen haben bereits aus bunten Steinen den Miniatur-Bausatz der R 1200 GS gefertigt. „Aus LEGO Technic kannst du alles kreieren, sogar die Zukunft“, sagt Designer Lars Thygesen selbstbewusst. Von diesem Gedanken inspiriert macht sich LEGO Team und BMW Motorrad an eine neue Herausforderung.
Sein hochgestecktes Ziel: ein futuristisches Bike entwickeln, das eine Antwort auf die Frage ist, wie wir in Zukunft Motorrad fahren. Verkehrte Welt: Die LEGO Designer nehmen ihren eigenen Bausatz als Grundlage, um ein Concept Bike zu kreieren. Was geschieht ist phänomenal. Aus exakt den selben LEGO Technic Teilen der R 1200 GS Adventure entsteht ein Zukunftsbike, das jetzt die Designer von BMW Motorrad vor eine riesige Herausforderung stellt.
BMW verleiht Flügel.
Sie schaffen das Unmögliche. Die Münchener Kollegen bringen Leben in die Vision aus Dänemark und entwickeln aus dem Bausatz ein echtes Hover Bike – ein fliegendes Motorrad, das über den Asphalt schwebt. Hover Ride. Alexander Buckan, Leiter BMW Motorrad Fahrzeugdesign, ist fasziniert von dieser Zukunftsvision: „Aus den Teilen des LEGO Technic BMW R 1200 GS Adventure Bausatzes ein fiktives, visionäres Modell zu entwickeln war eine großartige Idee und eine tolle kreative Herausforderung.
Bei der Konzeption haben wir nicht nur die Design-DNA von BMW Motorrad mit typischen Elementen wie dem Boxer-Motor oder der charakteristischen GS Silhouette berücksichtigt, sondern auch die Formensprache von LEGO Technic einfließen lassen.“ Überall hinkommen und Zukunft kreieren. Es scheint, als seien LEGO und BMW Motorrad Brüder im Geiste.
Ein Bike erstarrt zu Stein
Die beiden Projektpartner haben schon in der Vergangenheit bewiesen, dass sie eine gemeinsame Schnittmenge haben: Denn vermutlich war die BMW R 1200 GS Adventure schon überall auf diesem Planeten, nie zuvor jedoch im Büro von Lars, im Städtchen Billund in Dänemark. Lars sitzt an seinem Schreibtisch, neben ihm thront die 260 Kilogramm schwere, 125 PS starke Maschine. Der Däne blickt auf das Motorrad, seine Augen scannen die Gabel, dann wendet er sich wieder seiner filigranen Zeichnung zu.
Wenn die Wirklichkeit zur Fantasie wird
Seit knapp 25 Jahren ist Lars Designer bei LEGO. Seit fünf Jahren entwirft er Fahrzeuge für LEGO Technic. Jetzt soll ein Abenteuer-Motorrad für das nächste LEGO Abenteuer sorgen. Die dänische Spielzeugfirma hatte schon zuvor mit der BMW Group gearbeitet und den MINI Cooper in der Creator-Serie umgesetzt. Auch Motorräder hatten die Technic-Bastler schon entworfen, allerdings immer Fantasie-Modelle. Dass ein echtes Motorrad Modell steht, ist für Lars neu.
Nur die GS überlebt den Auswahlprozess.
Nur die GS überlebt den Auswahlprozess.
Als BMW Motorrad im August 2015 zum ersten Mal mit LEGO über das Vorhaben spricht, werden viele Bikes in Betracht gezogen. Doch nur die GS überlebt den Auswahlprozess. Sie überzeugt in allen drei Bereichen, die LEGO bei der Kreation eines neuen Modells wichtig sind: Funktionalität, Authentizität und Herausforderung beim Bauen.
Vom Ehrgeiz getrieben.
Für Lars war gleich klar, dass dies sein Projekt wird. „Ich habe eine große Leidenschaft für Motorräder und war sofort begeistert davon, diese Maschine detailgetreu nachzubilden“, sagt der Designer. Trotz all seiner Erfahrung stellt ihn das Projekt vor neue Herausforderungen. „Es ist ein spezielles Motorrad mit einer Menge unkonventioneller Eigenschaften.
Die Gabel, der Kipphebel oder die Einzelschwinge am Hinterrad – ich habe davor schon viele Motorräder mit LEGO Technic konstruiert, aber nie mit solch speziellen Merkmalen.“ Die Herausforderung weckt seinen Ehrgeiz, er legt sofort los.
Übersetzen und ausprobieren.
Übersetzen und ausprobieren.
Einen Monat nach dem ersten Kontakt steht das erste große Treffen mit BMW Motorrad an. Auf dem Konferenztisch wartet bereits ein erster Prototyp der Miniatur GS. Das Modell überzeugt, die Partner werden sich einig und das Projekt beginnt. Das Motorrad positioniert Las während der gesamten Ausarbeitungsphase direkt neben seinem Schreibtisch, denn es ist sein wichtigstes Werkzeug. „Ich schaue mir die Teile im Detail an und messe direkt die Verhältnisse.“ Lars arbeitet dabei wie ein Übersetzer. Er hört der originalen Maschine zu, nimmt die Worte des Bikes auf, wägt sie ab und übersetzt sie in die Sprache von LEGO Technic.
Jeder spielt mit Lego
So entstehen Teil für Teil mehrere Modelle, die nach München reisen. Beim Treffen mit den zuständigen Designern von BMW Motorrad führt Lars seine Prototypen vor. Die Ansprechpartner sind glücklich über die Verwandlung ihrer Maschine in LEGO Technic.
Aber der Weg zur perfekten Replika ist noch immer nicht abgeschlossen. Es wird weiter diskutiert, kommentiert und vor allem: gespielt. Befreit von Zwängen und Gesetzen bauen die Münchner ihre eigenen Fantasie-Varianten.
Die schwerste Aufgabe.
Die schwerste Aufgabe.
Mit neuen Inspirationen und einem nochmals gewachsenen Detailwissen fliegt Lars zurück nach Dänemark. Zwar stimmte die Richtung seiner Entwürfe, aber jetzt geht es um Kleinigkeiten. Beispielsweise, dass das Logo gebogen ist und erst gerade wird, wenn der Fahrer im Sattel sitzt. In Dänemark angekommen, fordert die Einarmschwinge Lars’ ganzes Können. „Es ist nicht leicht, sie stabil zu bekommen, weil es eben nur Plastik ist“, sagt er über die schwerste Aufgabe bei der Umsetzung, „aber Kompromisse mache ich grundsätzlich nicht.“ Trotzdem schafft der Däne es, das Teil aus existierenden Steinen zu bauen. Nicht ein LEGO Teil wird speziell für seine Version der GS angefertigt.
Lars Thygesen
KEIN STEIN BLEIBT AUF DEM ANDEREN
Lars’ Beharrlichkeit zahlt sich aus. Als die Designer von BMW Motorrad im März 2016 ins Hauptquartier von LEGO kommen, ist das Modell in den letzten Zügen. Danach muss es die strengen Tests von LEGO durchlaufen, bei denen kein Stein auf dem anderen bleibt. Als die Wächter der Tauglichkeit keine Fehler finden und die Daumen nach oben strecken, sind „alle sehr glücklich“, sagt Lars. Dann macht er sich fertig für sein nächstes GS Abenteuer: Offroaden im Enduropark in Hechlingen.