Soulfuel am Dragstrip.
It’s all about the boxer: Customizer wie Kengo Kimura, Hayden Roberts oder Jens vom Brauck haben moderne Boxer-Motorräder kreativ interpretiert und schicken sie ins Rennen. Soulfuel tanken auf der Achtelmeile.
Nate Kern, Rennfahrer
Flat-Track-Racer gegen Motocross-Fahrer. An der Startlinie der Achtelmeile positionieren sich zwei, die sich normalerweise mit Vorliebe in den Dreck stürzen: Joy Lewis und Kengo Kimura. Zum ersten Mal fahren sie ein Sprintrennen. Mit auf Hochglanz polierten Bikes auf sauberem Asphalt. Als Laura die Startflagge hochreißt, preschen sie hinaus auf den Dragstrip. Sekunden später ist das Rennen vorbei und Joy reckt lachend die Siegerfaust in die Luft. Kengo gratuliert anerkennend. Entlang der Zuschauertribüne geht es zurück zum Start.
Wie ein Sportwagen der Siebziger
„Ich bin froh, dass sie das Bike nicht in einen der Strohballen gefahren hat”, witzelt Joys Ehemann Hayden Roberts und tätschelt bedächtig seinen Scrambler. Es ist der erste Boxer-Build des Customizers. Normalerweise baut er alte Bikes um und musste sich erst einmal an die Elektronik des modernen Vierventilers gewöhnen. „Ich habe mich mehr und mehr reingefunden und gemerkt, wie einfach alles funktioniert. Jedes Detail ist durchdacht und die Teile greifen ineinander.“
Inspiriert hat den Customizer der Style eines BMW Sportwagens der Siebzigerjahre. Sowohl die goldene Farbe als auch die karierte Stoffsitzbank sind eine Hommage an jene Zeit. „Vieles hat aber der Boss entschieden“, sagt Hayden mit Blick auf seine Frau. Joy hat den strahlendweißen Auspuff durchgesetzt. Die schwarzen und weißen Streifen ihres Nagellacks finden sich auf ihrem Klassikhelm sowie im Scheinwerfergehäuse des Scramblers wieder. In Sachen Style kann den beiden keiner etwas vormachen, das Soulfuel-Couple lebt den Vintage-Look wie kaum ein anderer.
Scrambler im Heiwa Style
Wie für Hayden ist es auch für Kengo Kimura die Boxer-Premiere. Denn eigentlich hat er sich auf japanische Vintage-Motorräder spezialisiert. Seit 26 Jahren ist Kengo-san bereits Customizer, seine Edelschmiede Heiwa Motorcycle zählt zu den besten der Welt. Der Heiwa Style wird auch bei seinem R nineT Scrambler Umbau ganz deutlich: die Hairline, der kleine Tank, die Ästhetik bis in jedes kleinste Detail. „Es war schon etwas ganz Neues für mich – nicht nur BMW und Boxer“, erzählt er.
„Normalerweise haben Kunden feste Vorstellungen. Aber BMW hat einfach gesagt: Mach damit, was Du willst.“ Kengo-san hat die R nineT Scrambler dann erst einmal ausgiebig gefahren, um ihr Alleinstellungsmerkmal herauszufinden. Es sollte ein Heiwa Bike werden, ohne die Performance des Originals aufzugeben. „In Japan legen wir den Fokus immer aufs Design. Aber hier geht es auch um Performanz. Das ist tatsächlich neu für mich.“
Espresso und Currywurst
Performance steht für einen ganz besonders im Vordergrund: Nate Kern. Der US-Rennfahrer ist Speedjunkie durch und durch und verschenkt nicht einen Meter – ob er nun gegen Weltmeister Kevin Schwantz antritt oder gegen Flat-Track-Racer Joy Lewis. Und doch vergisst der R nineT Fan nie den Spaß auf der Achtelmeile. „Wenn Du Spaß hast, bist Du umso schneller“, sagt er. Dann stellt er sich an die Startlinie, fletscht die Zähne, gibt Gas und streckt die linke Hand wie eine Flosse nach hinten aus. „Mehr Aerodynamik“, erklärt er später.
Nate reißt das Publikum mit. Keiner bekommt schon beim Trainingslauf so viel Beifall wie er. Keinem wird später so viel auf die Schulter geklopft wie Nate. Er ist das ganze Paket: schnell, witzig, voll motiviert. Was ihn motiviert? „Currywurst. Sie ist ein Top-Motivator. Ich liebe Currywurst. Ich sage mir immer: Gewinne, dann bekommst Du eine Currywurst. Und schon klappt’s.“ Hat er einen weiteren Geheimtipp, wie man so schnell wird wie er? „Ich trinke zuvor einen Espresso.“
Der erste R nine T Scrambler Umbau
Soundcheck. Boxergrollen. Jens vom Brauck hat den Blick konzentriert auf die 200 Meter gerichtet, die vor ihm liegen. Er kennt die 1/8 Mile, ist sie schon unzählige Male hinuntergerast. Er ist einer der vielen bedeutenden Customizer, die am Glemseck 101 ihre aktuellen Glanzstücke präsentieren, sich neue Inspiration holen, aber auch und vor allem im Sprint performen. Der Boxer ist für Jens neues Terrain. Er war der Erste, der die R nineT Scrambler umgebaut hat und hat sich dennoch nicht gescheut, ihr seine Handschrift zu verpassen – in erster Linie mit einem stylischen, funktionalen Design.
Die größte Herausforderung war der Tank, der nun wesentlich schmäler und sechs Zentimeter kürzer ist als das Original. Alles an der JvB-Interpretation des Scramblers wirkt reduziert und minimalistisch. „Ich versuche immer, viel wegzulassen. Performance und Optik gehen dann Hand in Hand. Ich baue nichts, was sich später nicht fahren lässt.“ Die Fahrbarkeit beweist er auf der Achtelmeile. „Wenn die Fahne hochgeht, hast Du einfach nur Lust durchzustarten und Spaß zu haben“, sagt er. Die Luft brennt. Soulfuel is on.