Seelensuche im Metall.
Bernhard Naumann ist in der Customize-Szene auch als Blechmann bekannt. Er kreiert in erster Linie Blechteile für Custom Bikes, die an futuristische Kunst denken lassen. Als er eine R nineT bekommt, macht er genau das, was er nicht machen soll.
Steckbrief
Giggerl
Blechmann
Bernhard Naumann
R nineT
2016/2017
Konzept Bike
Kunst, Lyrik und Metall.
Kunst, Lyrik und Metall.
Ein starker Charakter braucht einen starken Namen. Der „Blechmann“ ist ein Name kräftig wie Metall. Es ist auch der Spitzname von Bernhard Naumann, Customizer und eben eine solche Persönlichkeit. Wenn der Blechmann von seinem Credo für Umbauten spricht, klingt das fast lyrisch. Seine Worte manifestieren sich im Kopf als eine Idee, die Großes verspricht. „Phantasien, die durch Form und Gestalt lebendig werden“, beschreibt der gelernte Karosseur etwa seine Arbeit. Oder: „Seelensuche im Metall. Oberflächen, die zu Balsam für die Augen werden.“ So bedeutungsschwanger seine Aussagen auch klingen, seine Bikes spiegeln diese Ansprüche wieder. Sie sind Kunst aus Metall und Blech. Es verwundert nicht, dass der Bernhard Naumann ein großer Science-Fiction-Anhänger ist. Für den Blick in die Zukunft braucht es eine besondere Vorstellungskraft, die auch der Customizer hat. Seine Bikes wirken wie aus einer entfernten, vor uns liegenden Zeit.
Bernhard Naumann
Blechmann
Seine Muse holt sich der Blechmann beim Schrauben selbst. Auch als die R nineT vor ihm steht, macht er genau das, was er nicht machen soll: Er beginnt das Bike auseinander zu bauen, um seinen Ideen freie Fahrt zu lassen. „Es gibt eigentlich keine Grundinspiration bei mir. Ich baue die Originalteile ab und lass' mich dann von der 'weißen Leinwand' leiten“, sagt er. Manchmal, wenn es in die intensive Phase eines Projekts geht, dann sitzt er zu Hause auf dem Sofa, zeichnet neue Teile und probiert seine Ideen auf Papier aus. Aber der Umbau hat dann längst angefangen. Das sei dann „eher ein Experimentieren von Variationen“, sagt der Blechmann. Für den Umbau der R nineT muss er oft auf seinen Block gekritzelt haben, denn der Zeitrahmen war sehr eng gesteckt, die Intensität hoch. „Ich habe um die Jahreswende angefangen und dann Vollgas gegeben, da ich wusste, dass die Zeit knapp wird“.
Das Bike im Detail.
Modifiziert
Tank, Verkleidung, Sitzbank selbst gebaut
USD Gabel R nineT BMW
Felge umgebaut
Handgefertigter Auspuff
Schwarz, grau, rot, hellblau, dunkelblau
Ein ungewöhnlicher Name.
Seine Version der R nineT begreift er nicht als Custombike, sondern als Konzeptbike und als „Chance“. „Der Witz daran für mich ist, dass BMW zu einem Individualisten ging und wollte, dass er eine serienfremde Version baut“, sagt der Gewinner des Willie G. Davidson Design Awards. Er habe den Spieß dann aber umgedreht und „eine Maschine, die so auch von BMW stammen könnte“ erschaffen. Sein Motorrad sieht wirklich nur noch wie eine entfernte Verwandte der R nineT aus. Bis auf den Handbremshebel, Lenker und Gabel stammt alles aus den metallliebenden Händen des Blechmanns. Bei der Elektronik, dem Sattel und beim Lack bekam er Unterstützung von außen. Fehlte nur noch der Name. „Der kosmische Reiter“ oder „Karpartenhund“ taufte er seine Maschinen schon. Und seine Version der BMW R nineT? „Freunde erwähnten, dass meine Karosserie an der Front etwas an einen Hühnerkopf(!) erinnert“, erzählt der Customizer. „Ich erkundigte mich daraufhin, wie denn die Bayern dazu sagen würden. Dann entschied ich mich, die Maschine 'Giggerl' zu nennen.“