Auf einer Insel geboren.
Das erste Treffen von Kengo Kimura und der R nineT Scrambler läuft wie ein schwieriges Blind Date, doch schnell gewinnt das Motorrad die Zuneigung des Japaners – und der Besitzer von Heiwa verpasst dem Bike den Look seiner Heimat.
Steckbrief
R nineT Scrambler No 001
Heiwa Motorcycle
Kengo Kimura
R nineT Scrambler
2016
Scrambler
Erstes Date.
Erstes Date.
Schmal und kompakt liebt Kengo Kimura seine Motorräder. Wer auf einer Insel lebt, den prägt seine Umgebung eben besonders. Auf Honshū baut der Japaner also Bikes, die ganz wie seine Heimat im pazifischen Ozean sind – schmal und kompakt. Mit seiner naturgegebenen Vorstellung von Ästhetik trifft der Gründer der Schmiede Heiwa im September 2016 auf die BMW R nineT Scrambler. Es ist etwas Neues für ihn, an einer BMW zu arbeiten, nie zuvor verpasste er einer Maschine aus München den Heiwa-Look. Das erste Kennenlernen verlief holprig wie bei einem Blind Date. „Am Anfang hatte ich Respekt vor der starken Präsenz des Boxermotors“, erklärt Kengo, der es gewohnt ist, an US-Bikes zu schrauben, an Motorrädern aus England oder Japan. „Also fuhr ich die R nineT Scrambler erst einmal – zur Arbeit, in die Stadt und auf Touren –, um mich mit ihrem Charakter vertraut zu machen.“ Kengo merkte auf den Straßen von Hiroshima schnell: Der Motor ist eine der größten Stärken des Bikes. „Die Scrambler fährt sich viel einfacher, als ich vermutete. Sie ist überraschend leicht und der Motor verfügt über eine angenehm flache Drehmomentkurve“, sagt er nach mehrfachen Dates.
Kengo Kimura
Heiwa
Nach der Kennenlernphase zeichnete sich in Kengos Kopf eine Vorstellung ab, was er mit der R nineT Scrambler vorhat. Seine Gedanken brachte er aber nicht zu Papier, auch auf Photoshop oder Sketch erstellte er keine Modelle. Der Japaner unterwirft sich bei seinen Projekten nie einem Entwurf, der zwanghaft kopiert werden will.
Eins war für Kengo und sein Team klar: „Wir wollten ein Motorrad erschaffen, das Kunden fahren wollen. Auch wenn wir den Rahmen neu bauten und zwei Drittel änderten, gingen wir nicht in die Extreme, wie wir es sonst bei Showbikes machen.“
Das Bike im Detail
Heck- und Hauptrahmen verändert
Alutank aus Eigenproduktion, Tacho auf linker Seite des Rahmens über Zylinderköpfen, gerippter Ledersattel
Schmale Rohrlenker mit Mikroschalter und einfachem runden Spiegel, Schutzbleche handgearbeitet aus Aluminiumblech, Kreuzspeichenräder der GS-Modelle, Frontscheinwerfer und Mini-Rücklicht aus Heiwa-Programm
Kreuzspeichenräder der GS-Modelle
Eigengefertigte 2-in-2-Auspuffanlage
Farbe von Six Shooter, beige mit traditionellen schwarzen Nadelstreifen, passende Pulverbeschichtung auf dem Rahmen
Kengos Gedanken.
Kengo begann das Schrauben, hielt immer wieder inne, blickte auf seine imaginäre Blaupause, die ihm eine geradere Linie unter Tank und Sitzbank diktierte. Der Benzintank wurde neu gefertigt – kompakt und schmal (natürlich). Reichweite wollte Kengo aber nicht einbüßen, sein Bike sollte ja alltagstauglich sein. Er verbaute einen Zusatztank unter dem Sattel. Um die schmale Taille zu betonen, fertigte die Heiwa-Schmiede eine 2-in-2-Auspuffanlage, die den Blick auf den unteren Teil des Motorrads lenkt. Der bullige Auftritt des Serienmodells wich nach und nach dem Bild in Kengos Kopf. Seine Stammkunden schauten immer wieder in seinem Shop vorbei, überprüften den Fortschritt des Bastlers. „Meine Kunden sagen, die R nineT habe den typischen Heiwa-Look“, erzählt Kengo. „Das zu hören, macht mich glücklich.“